Gute Milch aus guter Erzeugung. Das ist unsere Philosophie, unser Anspruch. Wir in Gut Wilhelmsdorf vereinen nicht nur Landwirtschaft, Molkerei und Direktvermarktung unter einem Dach. Wir haben auch einen großen Anspruch an uns selbst. Wir wollen nicht nur GUT sein, sondern BESSER.
Hohe Tierwohlstandards – entsprechend den Bioland-Richtlinien und natürlich auch auf Grundlage unserer eigenen strengen Vorgaben – bilden die Basis unserer Landwirtschaft. Daher setzen wir in unserer Milchproduktion auf die kuhgebundene Kälberaufzucht. Bei uns werden die Kälber also von Kühen und nicht mit dem Eimer großgezogen.
Was das bedeutet und was wir anders machen als andere, haben wir euch hier zusammengestellt.
Wilhelmsdorfer Bio-Milch? Na klar, die kennt man. Super frisch, kurze Transportwege, transparent.
Der Joghurt? Ein Gaumenschmaus. Und stichfest noch obendrein.
Mit dem PLUS an Tierwohl – durch unsere kuhgebundene Kälberaufzucht bieten wir nicht nur unseren Kühen und Kälbern, sondern auch euch als Kundinnen und Kunden ein deutliches MEHR an Tierwohl. Um dies gut zu kommunizieren, findet ihr die Informationen zu unserer kuhgebundenen Kälberaufzucht auch auf unseren Milch- und Joghurtverpackungen.
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Bei uns dürfen die Kälber bei der Kuh natürlich saugen und werden nicht wie zuvor über einen Nuckeleimer getränkt. Eine Kuh zieht bei uns 3-4 Kälber groß. Alle Kälber verbleiben zunächst bei der eigenen Mutter, um das überlebenswichtige Kolostrum (die erste Muttermilch) aufzunehmen. Anschließend bleibt das Kalb entweder bei seiner Mutter, sofern diese eine Amme wird, oder es wird am zweiten Lebenstag von der Mutter zu einer Amme gebracht. Jede dritte bis vierte kalbende Kuh wird als Amme ausgewählt, denn eine gute Amme muss zum Beispiel ein sehr stark ausgeprägtes mütterliches Verhalten zeigen. Die Ammen leben mit ihren Kälbern im Herdenverband in unserem großzügigen Strohstall. Die Kälber bleiben 3-4 Monaten bei den Ammen und werden dann abgesetzt.
Zum Vergleich: Bei der „normalen“ Bio-Kälberaufzucht wird das Kalb nach wenigen Tagen von der Mutter getrennt, in der ersten Lebenswoche im Einzeliglu gehalten und nach der ersten Lebenswoche in Kälbergruppenhaltung über einen Nuckeleimer getränkt (bei uns über einen Automaten im Kälberstall).
Wir gehen einen weiteren konsequenten Schritt in Richtung Tierwohl. Die Kälber können von Beginn an ihr arteigenes Verhalten ausleben. Beim natürlichen Säugen kann das Kalb bei einer Kuh über den Tag verteilt mehrere, kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, was physiologisch für das Kalb gesünder ist. Zudem trinkt es so viel Milch, wie es benötigt. Die Milchaufnahme ist also nicht begrenzt. Weiterhin kann sich das junge Kalb Fress- und Saufverhalten aber auch das Sozialverhalten bei der Kuh abschauen. Durch das Vorbild der Kuh lernt das Kalb deshalb schneller arteigenes Verhalten. Zudem ist nachgewiesen, dass die Anwesenheit der Kühe auf die Kälber beruhigend wirkt. Die Kälber haben durch den geräumigen Strohstall und den sofortigen Kontakt zu Altersgenossen deutlich mehr Platz zum Spielen und Toben – was bisher auch schon lebhaft genutzt wird!
Für die Kälber und ihre Ammen benötigen wir einen zusätzlichen Ammenstall. Dafür haben wir einen bestehenden Stall umgebaut. Der zusätzliche Stallplatzbedarf erzeugt höhere Kosten: Wir streuen regelmäßig mit Stroh ein, das wir zukaufen müssen. Wir füttern die Tiere mit Futter, das in der Erzeugung auch Kosten verursacht … Außerdem steigt der Arbeitskräftebedarf, was unsere Lohnkosten in der Landwirtschaft steigen lässt.
Das Absetzen beschreibt den Prozess, wenn das Kalb von der Milchernährung vollständig entwöhnt wird und fortan nur noch Raufutter (z. B. frisches Gras) frisst.
Ein Einzeliglu ist eine Behausung mit kleinem Auslauf, in der ein Kalb aus Infektionsschutzgründen einzeln gehalten wird. Sicher sind euch die weißen Iglus mit den kleinen Kälbern drin bekannt, wenn ihr schonmal auf unserem Hof wart.
Das Kolostrum oder Kolostralmilch ist die erste Milch eines weiblichen Säugetieres direkt nach der Geburt. Das Kolostrum ist gelber als die spätere Milch einer Kuh und ist sehr nährstoffreich. Außerdem sind viele Antikörper enthalten, die den passiven Immunschutz des Kalbes in den ersten Lebenstagen sicherstellen, bis sich das aktive körpereigene Immunsystem aufgebaut hat.
Die meisten Kälber im Ammenstall sind für die eigene Nachzucht vorgesehen: Sie werden auch mal eine Milch- oder Ammenkuh bei uns. Diese Kälber werden mit ihren Altersgenossen nach dem Absetzen in einer Gruppe im Rinderstall direkt gegenüber gehalten. Wenn sie 10 Monate alt sind kommen sie zu unseren Rindern auf die Weide (im Sommer) oder in den Rinderstall (im Winter).
Neben der eigenen Nachzucht ziehen wir auch Kälber für unsere Kalbfleischvermarktung im Ammenstall groß. Diese kommen zum Zeitpunkt des Absetzens zu unserem lokalen Schlachter.
Einige wenige Kälber, die sich im Ammenstall finden, werden nach dem Absetzen an Bioland Berufskollegen aus der Region für die Weitermast verkauft. Diese Kälber werden ungefähr zwei Jahre alt, bis sie geschlachtet und zu Rindfleisch verarbeitet werden.
Auch wir lassen einige Kälber im Ammenstall mitlaufen, die nicht zum Absetzen geschlachtet, sondern im Frühjahr auf die Weide kommen und dann erst mit ungefähr 1,5 Jahren als Ochsen geschlachtet werden.
Die Ammenkühe kommen nach dem Absetzen wieder in den Kuhstall und werden gemolken. Sie werden wieder besamt und dann zwei Monate vor der nächsten Geburt trockengestellt. Trockenstellen bedeutet, dass wir aufhören, die Kühe zu melken, damit sich das Euter vor der nächsten Kalbung regenerieren kann.
Die Kälber sind unterschiedlich stark, d. h. einige Kälber saufen mehr als andere. Schwächeren Kälbern müssen wir regelmäßig Hilfestellung geben, damit sie ausreichend bekommen. Insgesamt erfordert das neue Aufzuchtverfahren eine intensive Überwachung des Zustands der Kälber. Um die Stärke der Kälber besser auszugleichen, planen wir Altersgruppen im Ammenstall einzuführen.
Außerdem werden nicht alle Kälber gleichgut von der Amme angenommen. Hier sind vor allem die Charaktereigenschaften der Ammen entscheidend. Wir erwarten, dass wir mit zunehmender Erfahrung besser in der Auswahl der als Ammen geeigneten Kühe werden. Aktuell ist es ab und zu notwendig, dass wir unsere Entscheidung, welche Kuh eine Amme wird, korrigieren müssen.
Weiterhin beobachten wir, dass die Ammenkühe von den Kälbern nicht gleichmäßig auf allen vier Vierteln geleert werden. Ein Euter hat vier Zitzen mit vier Vierteln, welche physiologisch getrennt und in der Milchbildung unabhängig voneinander sind. Wenn ein Viertel nicht regelmäßig geleert wird, steigt das Risiko für Euterinfektionen. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, die Ammen einmal am Tag im Fressgitter genau zu beurteilen hinsichtlich eines möglichen „Milchstaus“ und dem Zustand der Milch. Wenn es zu einer Euterinfektion kommt, flockt die Milch und das Euter ist warm und geschwollen. Dann müssen wir reagieren und notfalls einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Aktuell können wir nicht alle Kälber für die Nachzucht oder für die eigene Direktvermarktung behalten, da es zu viele sind und unsere Kalbfleischvermarktung noch ganz am Anfang steht. Alle Tiere, die im Alter von 4 Wochen verkauft werden, gehen an den Viehhändler und werden am Nuckeleimer großgezogen. Wenn das Kalb mit vier Wochen den Hof wechselt und der neue Hof (sehr wahrscheinlich) mit einem Nuckeleimer tränkt, wäre eine Umstellung von Euter auf Nuckeleimer zusätzlich zu dem resultierenden Trennungsschmerz für das Kalb sehr schwierig. Deshalb ziehen wir die Verkaufskälber weiterhin am Eimer groß. Wir können nur alle bei uns geborenen Kälber an Ammen großziehen, wenn der Absatz von hofeigenem Kalb- aber auch Rindfleisch steigt.
Bei uns steht das Wohl unserer Tiere an erster Stelle. Bei einer muttergebundenen Kälberaufzucht verbleibt jedes Kalb für die gesamte Milchphase bei seiner Mutter. Obwohl dies auf den ersten Blick natürlich erscheint, bringt es einige Nachteile mit sich:
Wenn Kühe an das natürliche Saugen ihrer Kälber gewohnt sind, geben sie im Melkstand die überschüssige Milch schlechter und weniger ab. Das führt zu Milchstau und Entzündungen im Euter, was die Gesundheit der Kühe gefährdet. Unsere kuhgebundene Kälberaufzucht mit Ammenkühen bietet eine Lösung: Ammenkühe kümmern sich um ihr eigenes Kalb und zusätzlich um zwei bis drei weitere Kälber von anderen Kühen. Dadurch erhalten die Kälber die nötige Fürsorge und Milch, während die Mutterkühe für die Milchproduktion zur Verfügung stehen.
Zusätzlich sind unsere Ställe für eine muttergebundene Kälberaufzucht nicht ausgelegt. Wir müssten daher bei einer muttergebundenen Aufzucht die Anzahl unserer Kühe reduzieren und die Stalleinrichtung aufwendig an die Bedürfnisse der Kälber anpassen. Eine schlechtere Milchabgabe, weniger Kühe und die aufwändige Umbaumaßnahmen würden also auch die Preise für unsere Milchprodukte noch mal deutlich erhöhen.
Mit dem Ammensystem können wir sicherstellen, dass sowohl Mutterkühe als auch Kälber optimal versorgt werden. Diese Methode fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Tiere und ist für uns der beste Weg, nachhaltig und tierfreundlich zu wirtschaften.
Die Tierschutzorganisation PROVIEH hat umfangreiches Material zur kuhgebundenen Kälberaufzucht zusammengestellt und auf einer Karte alle Höfe gelistet, welche diese Aufzuchtsform bei sich umsetzen: https://www.provieh.de/kampagnen/kuh-und-kalb/.
Hier findet ihr auch schöne Hofportraits über andere Höfe mit kuhgebundener Kälberaufzucht - und über uns.
Pressematerialien finden sich hier.