Unser Biohof arbeitet nach den strengen Bioland-Richtlinien. Das bedeutet: Vielfältige Fruchtfolge, keine Pestizide, wirtschaftseigene Dünger, eigene Futtererzeugung und artgerechte Tierhaltung mit viel Weidegang und Stroh im Stall. Als Bio-Betrieb ist uns Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz eine Herzensangelegecheit. Wir stehen für einen modernen Ökolandbau, der neben seiner hohen Produktivität versucht, Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen (z.B. Klimawandel und Biodiversitätsverlust) zu geben.
Unsere Milchviehherde (derzeit 220 Kühe) ist eine alte Zuchtherde, die schon seit der Gründung von Wilhelmsdorf als Arbeiterkolonie besteht. Die Kühe sorgen bis heute dafür, dass eine naturverträgliche Landwirtschaft auf unserem armen Sandstandort überhaupt möglich ist. Denn einerseits ernähren sie sich von den Wiesen und Weiden und den Ackerfutterpflanzen, auf der anderen Seite liefern sie wertvollen humusmehrenden Dünger für den Boden und die Pflanzen. So schließt sich der Kreislauf und die Kühe prägen und erhalten unsere Kulturlandschaft. Inzwischen liegen wir bei einem stolzen Herdendurchschnitt von über 9000 Litern. Dies erreichen wir in normalen Futterjahren ganz überwiegend mit betriebseigenem Futter. Dafür erfordert es viel Fingerspitzengefühl, Experimentierfreude und eine gute Beobachtungsgabe – ein Leben mit den Tieren. In der sommerlichen Weideperiode werden alle Jungrinder, die älter als 12 Monate sind, ganztägig auf der Weide gehalten, unsere Milchkühe halbtags. Drinnen fühlen sich unsere Kühe besonders in unserem neuen Komfortstall wohl, in dem die frischabgekalbten Kühe in einer großräumigen Liegefläche aus Stroh den Tag genießen können. Mehr Kuhkomfort geht nicht. Im „alten” Kuhstall gibt es großzügige Liegeboxen und viel frische Luft. Damit die Kühe auch im Winter Bewegung haben, gibt es einen befestigten Auslauf, der vom Stall aus ständig zugänglich ist. Über die Umstellung auf kuhgebundene Aufzucht unserer Kälber lässt sich hier sehr detailliert nachlesen.
120 ha Grünland – das hört sich für jeden Bauern schon mal nach vielen Kühen an. Und so ist es. Das Grünland – die Wiesen und Weiden – dienen den Kühen und Jungrindern als Futtergrundlage. Sie machen aus ansonsten nicht verwertbarem Gras und Kräutern wertvolle Lebensmittel wie Milch und Fleisch. Ökologische Grünlandwirtschaft verlangt viel Wissen über Zusammenhänge. Der „reine Tisch”, den man im Ackerbau durch das Pflügen regelmäßig erreicht, ist hier nicht möglich. Da Grünland eine Dauerkultur ist, erfolgt die Steuerung des Pflanzenbestandes eher indirekt. Durch unsere Grünlandpflege erhalten wir bestes Futter: Die Grabenpflege zur Wasserregulierung legt das Fundament. Walzen, Schleppen und Nachsaaten im Frühjahr sowie eine angepasste Nutzung und eine ausgewogene Düngung sind außerdem wichtig. Dabei sollte man nicht denken, dass Grünland nur aus Gras besteht. Ein guter Grünlandbestand zeichnet sich durch vielseitige Gräser, Kräuter und Futterleguminosen aus. Im Ökolandbau ist der Weißklee ein wichtiger Partner im Grünland. Er sorgt als Leguminose nicht nur dafür, dass Stickstoff mit Hilfe der Sonnenenergie in den Boden kommt, er ist auch als Futterpflanze äußerst wertvoll. Die Kühe und Rinder lieben ihn. Im Sommer ernten die Kühe einen Teil des Futters selbst, indem sie auf der Weide grasen. Nach den Niederschlägen im Frühjahr und Sommer wächst das Gras sogar auf dem Sennesand ganz gut und die Ernte der Aufwüchse auf den Wiesen und Kleegrasflächen steht an. Nachdem es gemäht, anschließend gezettet und geschwadet (in Reihen gezogen) worden ist, wird das angewelkte Mähgut mit Ladewagen oder Silierwagen in die Siloanlage auf das Hofgelände gefahren. Im Silo wird es mit Schleppern verdichtet und zum Schluß luftdicht abgedeckt, damit eine Milchsäuregärung stattfinden kann. Wir ernten insgesamt drei bis vier Schnitte in der Vegetationsperiode. Die daraus entstehende Silage dient als Futtergrundlage für die Stallfütterung unserer Tiere. Ergänzt wird die Grassilage durch Mais, der im Herbst ebenfalls gehäckselt und siliert wird, sowie durch unsere Kraftfuttermischungen bestehend aus Getreide, Lupinen, Rapskuchen und Mineralfutter.
Ackerbau und Grünlandwirtschaft nach Bioland-Richtlinien – das ist gar nicht so einfach, tut aber dem Boden und der Umwelt gut. Denn der Einsatz von chemischen Pestiziden, synthetischen Düngemitteln und gentechnisch veränderten Organismen ist bei uns tabu. Uns reicht die Natur wie sie ist. Durch die Nutzung natürlicher Regulationsmechanismen halten wir Wildkräuter und Schädlinge in Schach. Entscheidend ist dabei die Fruchtfolge, die wir auf unseren Flächen einhalten: Am Anfang steht das zweijährige Kleegras als bodenaufbauende Frucht. Dann folgen die Starkzehrer Mais und Kartoffeln, im folgenden Jahr Roggen und Triticale mit Zwischenfrucht, danach ein Lupinengerstengemenge oder Mais und noch mal der eher anspruchslose Roggen mit anschließender Zwischenfrucht. Erneut beginnt dann der Zyklus mit der Aussaat des Kleegrases unter der Deckfrucht Sommergerste. Als abfrierende Winterzwischenfrüchte setzen wir Ackersenf oder Ölrettich ein. Als Futterzwischenfrüchte säen wir Landsberger Gemenge (bestehend aus Zottelwicke, Inkarnatklee und Welschem Weidelgras) oder Einjähriges Weidelgras aus. Gedüngt wird immer in kleinen Gaben mit unserer eigenen Biogasgülle. Sie wird zu Beginn und während der Vegetation schonend und emissionsmindernd mit Schleppschläuchen oder Schleppschuhen ausgebracht und sorgt für ein gesundes Wachstum der Pflanzen. So schließt sich der Nährstoffkreislauf im Betrieb. Die meisten Kulturen, die wir ernten, nutzen wir als Futter für unsere Kühe und Jungrinder. Kartoffeln und Brotroggen dienen natürlich direkt der menschlichen Ernährung. Durch die Vielfalt auf unserem Acker und die Anbaupausen für die jeweiligen Früchte reicht es aus, unsere Kulturen mit Netzegge und Hacke sauber zu halten – und das letzte Kräutlein wollen wir ja auch gar nicht erwischen. Eine leichte Wildkrautflora bietet Insekten und anderen Lebewesen einen wichtigen Lebensraum. Jetzt könnte man meinen, Ökolandbau ist die Landwirtschaft von gestern. Aber das Gegenteil ist der Fall: Moderne Landtechnik ist heute auch im Ökolandbau normal und durch seine positiven Umweltwirkungen gilt er als wegweisend für die gesamte Landwirtschaft – eben Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Und die Entwicklung geht weiter: ständig werden im Ökolandbau die Verfahren weiter verfeinert, auch mit Hilfe der Forschung und moderner Technik.